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Es ist kein Geheimnis, daß die zum Bau tauglichen und dabei häufig verwendeten Materialien sehr verschiedene Eigenschaften, man könnte auch sagen Charaktere, haben. Farbe, Oberflächenstruktur, maximale und minimale Größen, Gewicht, Formbarkeit, konstruktive Eigenschaften usw., sind objektiv zu ermittelnde und nachprüfbare Fakten, die bei der Materialwahl eine wichtige Rolle spielen. Aber es sind auch Assoziationen, die - teils leicht nachvollziehbar und erklärlich, aber auch modisch bedingt oder ideologisch belastet - mit ins Spiel kommen. Erfahrungen, die der Mensch durch Überlieferung und eigenes Erleben mit dem Material verbindet, etwa das der Leitfähigkeit, die, wenn er seine Hand darauflegt, ihm Granit und Marmor als kalt und Tannen- und Kiefernholz als warm empfinden lassen, bewirken, daß ihm das eine zum Symbol von Macht und Pracht, das andere als Metapher für Gemütlichkeit und Geborgenheit gerät. Nun ist es nicht die Regel - wenn es auch hervorragende Beispiele dafür gibt: die ganz aus Lehm errichteten Kasbahs, die Trulli Apulliens, die kleinen steinernen byzantinischen Kuppelkirchen-‚ daß bei einem Gebäude nur ein Material Verwendung findet. Durch Kombination werden einerseits verschiedene Eigenschaften jeweils den unterschiedlichen Elementen eines Gebäudes zugeordnet und damit sinnvoll eingesetzt und genutzt, andererseits entsteht hierdurch formale Spannung, sowohl im Aufbau der Fassaden als auch im Zusammenspiel zwischen Innen und Außen. (Prof. Friedrich Spengelin, Hannover)